Die Physikerin Lise Meitner arbeitete zusammen mit Otto Hahn auf dem Gebiet der Radioaktivität und führte 1938 den Begriff der Kernspaltung ein. Als zweite Frau in Deutschland konnte sie sich 1922 an der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin habilitieren. Bereits ab 1918 war sie Leiterin der Physikabteilung des Kaiser-Wilhelm-Instituts. Lise Meitner wurde mit unzähligen Preisen geehrt. Seit 1933 musste sie unter erschwerten Bedingungen arbeiten. 1938 floh sie nach Schweden und begann ihre Arbeit am Nobelinstitut in Stockholm. 1945 wurde sie Mitglied der Schwedischen Akademie der Wissenschaften und 1949 nahm sie die schwedische Staatsbürgerschaft an, behielt jedoch auch die österreichische. Lise Meitner starb 1968 fast 90-jährig in Cambridge. Die hier vorliegenden Originaltonaufnahmen, entstanden zwischen 1953 bis 1958, lassen das Bild einer außergewöhnlichen Persönlichkeit entstehen. Als Lise Meitner diese Reden hielt und Interviews gab war sie eine Frau um die 70 Jahre, die in ihrem Leben einiges gesehen hatte. 80 Jahre war sie alt, als sie 1958 zum 100sten Geburtstag von Max Planck sprach. Ihre Bewunderung für den Lehrer und Menschen ist unüberhörbar. Am Anfang ist sie ob der Nüchternheit und Sachlichkeit seiner Vorlesungen etwas irritiert. Doch im Laufe der 40 Jahre, die sie ihn kannte, entwickelt sich sogar Freundschaft zwischen ihr und dem geradlinigem Lehrer. Sie verkehrt in Plancks Haus, hört ihn Piano spielen, Lise Meitner schildert ihn als wahrhaftigen, Gerechtigkeit suchenden, religiös empfindenden Menschen. Der Begründer der Quantentheorie war von Schicksalsschlägen wenig verschont worden, behielt jedoch immer Haltung und versuchte andere Position zu verstehen. Lise Meitner betont, dass Max Planck Albert Einstein fachlich und menschlich immer unterstützt hat. 1953 spricht sie im Rias Berlin unter anderem über die Frauenentwicklung, von der sie nach eigenen Angaben wenig wusste. Erst spät wurde ihr klar, dass das falsch war. Ihre Rede enthält viele interessante Details. Beispielsweise, dass in Schweden Frauen seit 1873 studieren konnten, in Österreich durften sie es erst seit 1891, und in Deutschland wurden Frauen erst 1908 zugelassen. Sie erwähnt zahlreiche Frauen, die als Wissenschaftlerinnen offiziell gearbeitet haben, und beendet ihren Vortrag mit dem Hinweis, dass es selbst für ein kleines Land wie Schweden zu wenig sei, wenn aus drei Generationen von studierenden Frauen zwei ordentliche Professuren entstehen. In den beiden Interviews von 1953 und 1954, die sie in Wien am Radiuminstitut und in Kiel, gab, berichtet sie von der atomphysikalischen Forschung in Schweden und dem Unterschied in der amerikanischen und europäischen wissenschaftlichen Arbeit. O-Ton, Spieldauer: ca. 57 Minuten, 1 CD. Mit biografischen Daten. --culture.text Quelle:
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